Frankfurter Buchmesse und Belle
Frankfurter
Buchmesse...und die Plattform: „Belletristica“
Man
ist nie zu alt, um noch dazu zu lernen. Und das tut so gut, von jungen Menschen
zu lernen, die bereits ihr Herz auf dem richtigen Fleck haben. Jetzt verbinde
ich alles schon Erlebte mit neuen Erfahrungen, die ich auf einer wundervollen
Plattform erleben darf: auf BELLE, wie man es liebevoll nennt. Eigentlich heißt
es ja „Belletristica“ und es bietet Raum für Fantasie, Erlebtes, Erfundenes-
alles in schriftlicher Form. Eine tolle Plattform für Schriftsteller und die es
werden wollen.
Im
Chat wurde ich schon mal sehr herzlich aufgenommen und so manche Frage, die ich
stellte, wurde sofort sehr freundlich beantwortet. Dort gab es auch eine
virtuelle Kuschelrunde, in der gleich mal „geflauscht“ wurde (anderes Wort für
Kuscheln glaube ich).
Da
mich gestern eine traurige Welle mitten ins Herz getroffen hatte, empfand ich
diese Kuschelrunde als sehr heilsam. Findet nicht alles erst in unserem Kopf
statt, fragte ich mich…
Ich
erlaubte mir, mich fallen zu lassen- in den traurigen Moment und in die
Gemeinschaft, die sich mir sofort anbot, mit zu „flauschen“. Andere könnten
jetzt darüber lachen oder denken, was ist das schon? Sind doch nur Worte… SIND
DOCH NUR WORTE? Viele unterschätzen das geschriebene und gesprochene Wort
deutlich, kommt mir in den Sinn, denn sie sind fähig, Gefühle zu
transportieren.
Auch
wenn ich auf dem Pass schon 57 Jahre zu verzeichnen habe, so fühle ich mich
wesentlich jünger und auch immer mit meiner kleinen Uta verbunden, die so fantasievoll
denkt und fühlt. Für mich als Erwachsene existiert auch eine andere oder sogar
mehrere Welten - die reale Matrixrealität, die innere Welt, die Welt der Filme
mit ihren fantastischen Schauspielern, Figuren aus Märchen, die Theaterwelt, in
der ich auch 20 Jahre lang abwechselnde Rolle spielen durfte. Damals war das
Staatstheater Darmstadt mein 2. Zuhause, wo ich fernab von häuslichen Regeln in
eine fremde Welt eintauchen durfte. Ich hatte das Glück, dass ich gut singen
und schauspielern konnte. Das sorgte dafür, dass ich mich fast jeden Abend im
Theater einbringen durfte. Es war für meine Entwicklung immens wichtig, Raum zu
bekommen und in andere Rollen schlüpfen zu dürfen. Mein „anderes“ Leben war
ansonsten zu langweilig für mich.
Zurück
zu den verschiedenen Welten. Im Chat wurde ich durch Gespräche dazu angeregt,
darüber nach zu denken, ob ich auch ein "Cosplay" bräuchte? Eine
Figur, die ich nachahmen könnte. Ich überlegte und verschob es auf den
folgenden Tag. In der Sonne sitzend, machte ich mir ein paar Notizen über
Filme, die ich total gerne sehe, über das Genre und über anziehende oder
ausziehende Schauspieler… also bei Brad Pit und Richard Gere denke ich, dass
ich da gerne mal Mäuschen spielen würde, wenn sie nachts ins Bett gehen…
Ich
ergänzte meine Notizen mit Michelle Pfeiffer und Nicole Kidman, mit Filmen wie
Avatar, Doctor Strange, Black Panther von Wakanda, Merlin, Aquaman,
Legende von Angh, Mary Poppins….
Bei
Mary Poppins begann ich leise vor mich hinzusingen: "Superkalifragilistdiexpialigetisch".
In diesem Moment flog eine Biene an mir vorbei, die sich wohl ihre eigenen
Gedanken darüber machte, warum ein Menschenkind solch unaussprechliche Wörter
vor sich hinbrabbeln musste?
Bienen,
ich sag es ja, sie sind freundliche Gesellen und summen ihr eigenes Lied
weiter, ohne einen persönlichen Kommentar zu hinterlassen, fliegen sie einfach
weiter. Ihre Geschwister Biene Maya und Flip und Konsorten sind da natürlich
ganz anders veranlagt. Gerade erst vor ein paar Tagen hatte Biene Maya mit ihrem
Song für gute Laune bei mir gesorgt, aber das ist eine andere Geschichte, die
ich mit „Tschubidubidu“ bereits veröffentlich habe…
Ich
suchte nach der Begegnung mit der Biene, die mein Ohr um Haaresbreite streifte,
nach neuen Filmen und Schauspielern und schrieb sie allesamt mit Bleistift in
mein kleines Büchlein, was ich an einem abgesägten vor mir stehenden Baumstumpf
ablegen konnte. Zu meiner Verwunderung musste ich selbst feststellen, dass ich
mich gar nicht entscheiden konnte - es waren zu viele Angebote, die mich reizen
könnten, ihnen zu verfallen.
5
Minuten später wurde mir klar, dass ich lieber die Uta bleiben würde, die ich
jetzt geworden bin und verstaute das Büchlein tiefenentspannt in meiner Tasche,
die Jolanda heißt und ein Schaf ist. Das sind die offensichtlichen Merkmale,
dass ich definitiv verrückt sein muss, damit rumzurennen.
Auch
Jolanda hat da so ihre eigenen Ansichten, was das betrifft. Ich habe auch ein
Buch über sie verfasst: „Jolanda, das Leben aus Sicht einer Handtasche“. Ich glaube,
das muss ich auch mal wieder rauskramen. Auf der Buchmesse in Frankfurt hatte
ich Jolanda auch immer mit dabei, bis irgendwann ihr Reißverschluss kaputt
ging, von da an musste sie ein paar Jährchen im Schrank verweilen.
Nun
bekomme ich auch endlich den Schlenker zur Frankfurter Buchmesse hin. Viele
Jahre wurde ich von einer Person aus Österreich gebucht, um seinen Messestand
auf- und abzubauen und zwischen drinnen auf seine Bücher zu achten, damit er
auf "Geschäftsreise" innerhalb der Messe gehen konnte.
Auf
der Fahrt zur Messe begegnete ich vielen jungen Menschen, die sich
kleidertechnisch in ihre Idole verwandelten. Ich habe jedes Jahr nicht schlecht
gestaunt, mit wieviel Fantasie und Liebe sie ihre Kleidung hergestellt hatten
und mit wieviel Freude sie diese dann in den Gängen der Messe präsentierten.
Ich wurde von der Freude und Ausgelassenheit stets mitgerissen und beobachtete
still und heimlich ihr Auftreten. Nun muss ich dazu erwähnen, dass ein Samstag
oder Sonntag ziemlich lang werden konnte, wenn man nur so herumsitzen musste.
Ich
erinnere mich noch an ein Jahr, wo ich in 2 Tagen den ganzen Stoff eines Buches
"durchhatte" und zwischendurch mächtig lachen musste, weil es so
lustig war- es handelte sich um eine Ameise, die mieses Karma abarbeiten musste.
Das blieb allerdings eine Ausnahme in all den Jahren. Meistens wurde im beim
Lesen ziemlich müde und hätte mich dann am liebsten ins Bett gelegt- das ging
jedoch nicht, ich musste ja auf die Auslage aufpassen.
Eines
blieb auf der Messe in Frankfurt allerdings immer gleich. Ich kaufte dort auf
einem wundervollen Handpuppenstand jedes Jahr mindestens eine Handpuppe, die
mein Herz verzauberte und mit dessen Spiel ich auch andere mitreißen wollte.
Und soll ich euch was verraten? Ich fand jedes Jahr immer wieder eine neue und
bekam den Hals nicht voll.
So
kam es in einem Jahr dazu, dass ich die Menschen beobachtete, wie sie wie
starre Marionetten durch die Gänge latschten, in ihren Gesichtern und
Körperteilen waren Langeweile und Müdigkeit zu registrieren und jegliches Leben
schien aus ihnen gewichen zu sein.
Es
ist auch mühselig, stundenlang zwischen Ständen durchzulaufen und wirklich
etwas Interessantes zu finden. Manche Standbetreiber haben sich nicht viel Mühe
gemacht, Publikum anzuziehen, und wenn das der Fall war, tummelten sich 100te
darum und lachten lauthals und sprangen in die Luft vor Lust und Freude- es war
ein herrliches Schauspiel und eine wundervolle Abwechslung für mein stupides
Warten auf den Abend, wenn ich wieder nach Hause fahren durfte. Was tut man
nicht alles für das liebe Geld.
Nun
sah ich diese Menschen mit leeren Augen und dachte mir, dass ICH mal für
Abwechslung sorgen wollte und holte meine kleine Äffchenhandpuppe heraus, setze
es auf meine rechte Hand und begann einfach nur zu winken, wo bei meine Augen sich auf die der
Vorbeigehenden richtete.
Ihr
glaubt es nicht, der Blick wandelte sich augenblicklich - die Pupillen weiteten
sich und ein kleines Lächeln besetzte ihre Gesichter. In diesem Moment
fühlte es sich für mich so an, als ob sie frisches Leben eingehaucht bekommen
hätten, weil sie sich gesehen fühlten. Ja, ich sah sie alle und schenkte ihnen
mit meinem winkenden Äffchen Aufmerksamkeit.
Viele
Erwachsene und auch Kinder kamen etwas näher und lächelten und winkten zurück,
einige lachten auch lauter. Ich weiß nicht, ob sie über mich lachten, oder über
das Spiel, das war mir allerdings auch egal- Hauptsache, sie hatten wieder eine
Minute lang Freude erleben können.
So
hatte nicht nur der Aufenthalt auf der Messe Freude gemacht, sondern auch
später in der S Bahn.
Ich
weiß noch, wie glaube ich 5 Schaffner ins Zug Abteil traten und nach den
Fahrscheinen fragten. Ich hatte ein Kamel als Handpuppe auf der Hand und mimte
ein Kauverhalten desjenigen nach. Einige Schmatzgeräusche folgten, um das Kauen
glaubwürdiger zu machen.
An
meiner Jacke war noch mein Messeausweis sichtlich zu sehen, so wussten die
Leute, dass sie mich „eigentlich“ gar nicht fragen mussten. Und dennoch schien
ich sie allesamt anzuziehen, denn einer sagte, dass ich als Kamel wunderschöne
Wimpern hätte- fürwahr, ich hatte schöne Wimpern, konnte allerdings nur mit
meinen eigenen Augen klimpern, was man auch hätte falsch verstehen können- als
Flirtverhalten?
Ich
glaube, dass es richtig verstanden wurde und ich legte noch einen drauf. Ganz
kess meinte ich, ob es schlimm wäre, dass ich gerade aus Hunger meinen
Fahrschein gefressen hätte- alle spielten mit und meinten lauthals: NEIN, das
ist überhaupt nicht schlimm, denn meine schönen Wimpern würden reichen, um
mitfahren zu dürfen.
Ach
was war das für ein bewegender Moment, den ich so gar nicht geplant hatte. Ich
wollte eigentlich nur mit dem Kamel mit den schönen langen Wimpern selbst
spielen, weil ich mich so in diese Puppe verknallt hatte. Ich konnte ja nicht
ahnen, dass gleich 5 Schaffner vorbei kommen würden.
Ja,
die Buchmesse entlockt mir immer wieder schöne Erinnerungen, die mir zeigen,
wie verrückt ich manchmal war und noch bin und wie gut ich mich dabei fühle.
Genau
DAS ist es doch, was mich lebendig macht- das ewige Spiel.
@Uta Herrmann, www.kraftvolle-inspirationen.de
Liebe Uta, ganz spielerisch habe ich diese mir noch nicht bekannte Geschichte bei Dir entdeckt. Internette Zufallspfade ... ich sag's ja immer. 😉 Danke für die fröhlichen Leseminuten! Hätte ich Mimi, meine Lesemaus in meiner Tasche gehabt, dann hätten wir zusammen das ganze Abteil unterhalten. Maus an Kamel: Wo kommsten her? Ausse Wüste? (Es ist eine lippische Maus ...) Jippet da auch so große Katzen? ... 🤣
AntwortenLöschenDanke liebe Ulrike für deine lustige Idee... wir spielen mal zusammen in einem Zugabteil?
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